Unsere Laien-Tipps zum Gebrauchtwagenkauf
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Unsere Laien-Tipps zum Gebrauchtwagenkauf

…mit denen wir beim Kauf unseres Sprinters gute Erfahrungen gemacht haben.

Das Ergebnis unserer Recherche was es beim Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs zu beachten gibt, wenn man ein „Auto-Amateur“ ist und trotzdem keinen Nachteil gegenüber dem gewieften Autoverkäufer haben möchte.

Wir haben zwar ein Auto, und es ist auch ein gebrauchtes Auto, aber der Kauf beruhte damals auf der Empfehlung meinem autoaffinen Papa. Und die Empfehlung war gut, der Wagen ist solide, läuft auch nach 10 Jahren noch super! So viel zu unseren bisherigen Erfahrungen beim Gebrauchtwagenkauf.

Schon einige Zeit bevor wir den Trip nach Bayern gemacht haben um uns unseren Sprinter anzuschauen, haben wir uns allgemein im Internet und natürlich auch in diversen Sprinter-Foren über bekannte Mängel des Sprinters 316 CDI sowie 4×4 als auch 2×4 informiert. Unabhängig davon welches Fahrzeug man beabsichtigt zu erwerben, können wir dies nur empfehlen. Denn jeder Fahrzeugtyp, jedes Modell von welcher Marke auch immer hat seine Eigenheiten und fahrzeugspezifischen Mängel, bzw. Schwachstellen; sei es die Anfälligkeit für Rost an bestimmten Stellen, eine schlechte Gasannahme oder scheinbar undefinierbares Klappern.

Wir haben uns bei der Besichtigung des Wagens von außen nach innen, dann zum Motor bis hin zur Probefahrt durchgearbeitet. Wenn ihr also so wie wir kein Geld für einen Neuwagen ausgeben wollt oder könnt, haben wir hier ein paar Tipps mit denen wir gut gefahren sind 😉

(Unsere Tipps könnt Ihr euch hier als Checkliste in PDF zum Ausdrucken downloaden)

 

Dokumente zum Fahrzeug

  • Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein)
  • Zulassungsbescheinigung Teil II (Fahrzeugbrief)
  • Prüfbericht der letzten HU (Hauptuntersuchung von z.B. TÜV oder Dekra)
  • Inspektionscheckheft/Serviceplan
  • Bordbuch/Bedienungsanleitung
  • ABE und Teilegutachten (aber nur bei Tuning)
  1. Abgleich der Fahrzeug-Identifikationsnummer auf der Zulassungsbescheinigung Teil I und II mit der Nummer am Fahrzeug (Motorblock und Rahmen) → wenn diese nicht übereinstimmen handelt es sich um ein „anderes“ Fahrzeug bzw. es wurde etwas am Fahrzeug verändert
  2. Vergleich Datum der fälligen Hauptuntersuchung auf dem HU-Bericht mit dem Stempel im Fahrzeugschein I und der Plakette am Heck-Kennzeichen (falls das Auto angemeldet ist)
  3. Serviceplan prüfen ob alle Wartungen/Inspektionen regelmäßig durchgeführt wurden → wenn ja, dann ist das Auto scheckheftgepflegt

Außen am Fahrzeug

  1. Ist der Wagen unfallfrei? Verkäufer fragen und mit den weiteren Punkten prüfen
  2. Lack prüfen, dafür schräg gegen das Licht im spitzen Winkel den Lack anschauen
    • Farbunterschiede → wenn Bauteile eine andere Farbe haben wurden diese nachlackiert
    • Orangenhaut → bedeutet, dass das Fahrzeug schlecht nachlackiert wurde
    • Dellen oder Beulen → eventuell wurden Schäden gespachtelt, um das zu prüfen kann man eine Fahrzeugmagnet benutzen, wenn er nicht haftet wurde ein Schaden gespachtelt
    • Besonders im oberen Bereich der Tür unter dem Fenster auf Schäden von „Parkremplern“ achten
    • Steinschläge, speziell auf der Motorhaube sollten nicht (so viele) sein
  3. Spaltmaße der Motorhaube und Türen prüfen → sind diese nicht gleich, wurde vermutlich eine Reparatur schlecht ausgeführt oder es liegt ein Unfallschaden vor
  4. Türscharniere prüfen ob diese rostig oder ausgeschlagen sind, dafür die Tür von unten leicht anheben und ein bisschen hin und her bewegen → wenn die Scharniere wackeln sollten diese eingestellt werden
  5. Türdichtungen prüfen
    • Sind diese porös, eingerissen oder haben sich gelöst? → wenn ja, kann Wasser ins Fahrzeug eindringen
    • Sind diese grün und von Moos befallen? → wenn ja, dann deutet dies auf eine lange Standzeit und eine nicht ordnungsgemäß durchgeführte Fahrzeugpflege hin
  6. Schließkeil der Tür und Heckklappe prüfen, dafür den Türgriff „offen“ ziehen und die Tür langsam randrücken → hier sollte kein Widerstand zu spüren sein, sonst ist der Schließkeil nicht richtig eingestellt
  7. Scheiben prüfen, es dürfen keine Steinschläge oder Risse in der Windschutzscheibe im Sichtbereich des Fahrers sein → Schäden dürfen hier nicht repariert werden und sind ein HU-Mangel
  8. DOT-Nummer auf der Windschutzscheibe abgleichen mit der DOT-Nummer auf den Reifen und dem Fahrzeugbaujahr → wenn die Nummern nicht gleich sind ist das nicht sonderlich schlimm, das bedeutet nur, dass z.B. die Scheibe nicht mehr die Originale ist, sondern schon gewechselt wurde
  9. Kanten auf Rost prüfen, besonders dort wo Teile zusammengeschweißt wurden z.B. Türkanten, Tankdeckel, Wasserablaufleisten und Radläufe bzw. alle Bereiche bei denen sich Feuchtigkeit sammeln könnte → potentielle Rostgefahr

Räder und Bremsen

  1. Prüfen ob die Reifen keine Dellen oder Beulen haben → das sind sonst Schäden von Bordsteinkanten
  2. Die Reifen sollten noch mindestens 2mm Profiltiefe aufweisen bzw. 1,6 mm sind gesetzlich vorgeschrieben, das Profil sollte von allen Seiten gleichmäßig abgefahren sein → wenn das nicht der Fall ist, deutet das auf Unstimmigkeiten des Fahrwerks hin
  3. Die Felge sollte optisch in einem guten Zustand sein
  4. Die Bremsscheiben sollten silbern glänzen und keine Schlieren aufweisen, Bremsbelag sollte noch genügend vorhanden sein
  5. Ersatzrad vorhanden

Licht und Scheinwerfer

  1. Prüfen ob die Leuchten Risse haben → wenn ja, kann Feuchtigkeit eindringen
  2. Funktion aller Leuchten testen und darauf achten, dass keine Leuchte trüb ist oder sich darin Feuchtigkeit gebildet hat → das wäre ein HU-Mangel
  3. Wenn eine Leuchte flackert ist diese defekt und muss ausgetauscht werden

Zubehör bzw. Tuningteile

  1. Hat das Fahrzeug „Extrateile“ wie z.B. Sportauspuff oder Fahrwerk, braucht man eventuell ein entsprechendes Gutachten, die Besonderheiten müssen im Fahrzeugschein eingetragen sein

Innenraum

  1. Prüfen ob die Sitze in Ordnung sind
    • Eventuelle Scheuerstellen an der Kante anschauen, diese entstehen über längere Zeit vom Ein- und Aussteigen
    • Der Sitz darf nicht wackeln
    • Funktion der Sitzschiene prüfen, dafür den Sitz nach vorne und hinten bewegen
    • Prüfen ob die Gurte und Schlösser in Ordnung sind, der Gurt sollte sich automatisch zurück ziehen → wenn nicht, so deutet dies evtl. auf einen Unfall hin
  2. Checken ob es sich um ein Raucher- oder Nichtraucher-Fahrzeug handelt, dafür den Ascher kurz anschauen ob der „original“ sauber ist oder gereinigt wurde oder noch dreckig ist
  3. Schauen ob der Himmel sauber und fleckenfrei ist
  4. Lüftung prüfen → wenn es muffig riecht wurde die Klimaanlage nicht richtig gewartet
  5. Lenkrad, Schalthebel und Bedienelemente sowie Pedalen anschauen ob diese übermäßig abgenutzt sind bzw. im Verhältnis zum Kilometerstand in Ordnung sind
  6. Innenleuchten, Hintergrundbeleuchtung und Bedienelemente prüfen ob alles funktioniert
  7. Multimediasystem ausprobieren, dafür alle Knöpfe mal drücken und schauen ob alles an und aus geht
  8. Sitzheizung auf Funktion prüfen
  9. Alle Klappen öffnen, z.B. Handschuhfach und Haltegriffe
  10. Fensterheber ausprobieren, dafür die Fenster komplett hoch- und runterfahren bzw. kurbeln
  11. Kofferraum nicht vergessen! Feuchtigkeit, Rost oder Kalk ist kein gutes Zeichen (haben wir nicht, dafür aber die Ladefläche)
  12. Wenn im Innenraum irgendetwas verbogen ist, so könnte ein Unfallschaden vorliegen

Motorraum

  1. Wenn der Motorraum dreckig ist, so ist das nicht so schlimm, mit einem zu sauberen Motor können auch eventuelle Undichtigkeiten kaschiert werden.
  2. Auf Undichtigkeiten prüfen, ob z.B. Öl oder Kühlwasser aus tritt
  3. Kühlwasserstand kontrollieren
  4. Ölstand checken und den Öl-Zettel suchen, hier erfährt man den Zeitpunkt des letzten Ölwechsels, wenn das Öl klumpig ist, scheint das Öl nicht mehr gut zu sein
  5. Stand der Bremsflüssigkeit prüfen
  6. Schläuche dürfen nicht porös sein → wenn doch, sollten diese ersetzt werden
  7. Wenn man rankommt den Keilriemen auf Porosität begutachten → wenn ja, nicht gut

Unterboden

  1. Prüfen ob der Motor dicht ist
  2. Prüfen ob irgendwo Flüssigkeiten auslaufen
  3. Bremsschläuche prüfen, diese dürfen nicht porös sein oder Beulen haben
  4. Alle Manschetten prüfen, diese müssen dicht und zu sein
  5. Prüfen ob der Auspuff fest ist und alle Gummis fest sitzen oder abgerissen sind → schwarze Flecken am Auspuff weisen auf einen Defekt hin
  6. Kraftstoffleitungen prüfen, diese müssen sitzen und dürfen sich nicht gelöst haben, alle Seile sitzen und sind fest ein gehangen
  7. Prüfen ob die Bremsleitungen fest und nicht lose oder ausgeklippt, porös oder rissig sind
  8. Stoßdämpfer prüfen, Öl darf nicht auslaufen und die Feder ist nicht gebrochen

Probefahrt

  1. Zündung anschalten, alle Kontrolllampen sollten aufleuchten, beim Starten des Motors sollten alle Kontrollleuchten erlöschen
  2. Schaltung überprüfen, alle Gänge (außer dem Rückwärtsgang) sollten während der Fahrt von jedem beliebigen Gang aus anwählbar sein
  3. Prüfen ob der Motor Gas problemlos annimmt
  4. Lenkradstellung und Geradeausfahrt prüfen, der Wagen sollte bei gerader Ausrichtung des Lenkrades geradeaus fahren → wenn nicht, stimmt etwas mit der Fahrwerkseinstellung nicht oder es liegt ein Schaden vor
  5. Verhalten beim Bremsen und bei Lastwechseln, auch hier sollte das Fahrzeug geradeaus bremsen
  6. Sind ungewöhnliche Geräusche zu hören, z.B. bei hoher Geschwindigkeit oder Fahrt über Kopfsteinpflaster → das ist kein gutes Zeichen
  7. Beim Beschleunigen sollte im Rückspiegel kein Qualm zu sehen sein → wenn doch, dann stimmt was mit dem Motor nicht
  8. Nach Ende der Probefahrt noch mal den Motorraum prüfen und unter dem Fahrzeug schauen ob Flüssigkeiten austreten, durch die Beanspruchung kann dies eventuell der Fall sein

Kaufvertrag

  1. Angabe der richtigen „persönlichen“ Daten des Verkäufers → beim Gebrauchtwagenkauf vom Händler hat man 6 Monate Gewährleistung, beim Kauf von einer Privatperson gilt „gekauft wie gesehen“ außer bei arglistiger Täuschung und die ist schwer nachzuweisen
    • bei Firmen z.B. Steuernummer oder Eintragung ins Handelsregister checken
    • bei Privatverkäufer z.B. Personalausweis oder Reisepass zeigen lassen
  2. Fahrzeugspezifische Daten
    • Kennzeichen
    • Kilometerstand
    • Fahrzeugidentifikationsnummer
    • Anzahl der Vorbesitzer
    • Unfallschäden (falls vorhanden)
    • Anzahl der ausgehändigten Schlüssel
    • Originalmotor oder Austauschmotor
    • Veränderungen oder Zusatzausstattungen des Fahrzeugs

Unser letzter Tipp

Nehmt euch Zeit und hört auf euer Bauchgefühl – das ist meistens richtig!

 

 

 

* Alle Angaben und Informationen sind ohne Gewähr! Für die Richtigkeit und Vollständigkeit dieser Checkliste übernehmen wir keine Haftung. Diese Checkliste ist das Ergebnis unserer individuellen Recherche und das dabei angeeignete Wissen, für weitere Fragen wendet euch an den Sachverständigen eures Vertrauens.

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